Es war der Tag, an dem ich mal wieder humpelnd eine Yogastunde verließ. Ich wusste, dass es Tage oder Wochen dauern würde, bis sich der Schmerz verzieht. Zu dem Zeitpunkt übte ich bereits 13 Jahre Yoga und lernte bei den unterschiedlichsten Lehrern. Und noch immer fehlten mir umfassende Kenntnisse darüber, was mein Körper wirklich braucht.
Manches Ziel wird erst durch Umwege erreicht
Ich fand ihn. Den Menschen, der mich dabei unterstützte, herauszufinden, was mein Körper wirklich braucht. In meiner Ausbildung zur Ayur-Yogatherapeutin lernte ich meine persönlichen Körperhaltungs- und Bewegungsmuster näher kennen. Ich nahm meine Haltung bewusst wahr und spürte, was gut für mich ist und in welchen Körperbereichen es noch mehr Muskulatur oder Flexibilität braucht. Dies setzt die Offenheit voraus, die eigene Haltung sowie innere Konzepte immer wieder aufs Neue zu überprüfen. Das ist gar nicht so einfach wie es klingt.
Warum es so wichtig ist, Yoga individuell angepasst zu üben
Ich erkannte, dass ich mich erst einmal selbstverantwortlich um mich kümmern muss, bevor ich im Miteinander in die Verantwortung gehen kann. Ein entscheidender Schlüssel dabei ist die Anpassung, wie sie im Ayur-Yoga einprägsam gelebt wird. Ayur-Yoga ist ein angepasster, achtsamer, atembetonter, anatomisch fundierter und abwechslungsreicher Yoga. Ich spürte, dass ich als Mensch mit meinen Ressourcen im Vordergrund stehe. Es ging nicht um die perfekte Haltung, sondern darum, meinen ständigen Fortschritt und die Entwicklung meiner körperlichen und geistigen Gesundheit zu fördern. Die Aufmerksamkeit wird voll auf die positiven Wirkungen gerichtet. Der Heilprozess erfordert Achtsamkeit, Disziplin beim Üben und unendlich viel Geduld mit sich selbst. Gezielte Übungsreihen, systematisch aufgebaut und mit der passenden Atmung und geistigen Ausrichtung ausgeführt, halfen mir, meine körperlichen und geistigen Dysbalancen auszugleichen. Ich wurde inspiriert, die Verantwortung für meine Gesundheit, Heilung und spirituelle Entwicklung zu übernehmen.
Wie es mir gelang, meine Schmerzen durch Anpassung aufzulösen
Spürst du ein „Zuviel“? Nimmst du wahr, wenn du etwas Anderes brauchst? Hast du erkannt, dass du was verändern solltest? In unserem Leben geht es fortwährend um eine sinnvolle Anpassung. Die Kunst besteht darin, sich zu fordern, ohne sich dabei zu überfordern. Jeder Mensch ist einzigartig, und so sollte beim Konzipieren eines Yoga-Programms berücksichtigt werden, in welcher körperlichen und geistigen Konstitution sich der Mensch gerade befindet, was er bisher erlebt hat, welche Erkrankungen oder Einschränkungen er mitbringt, wie er sich fühlt, welche Lebensgewohnheiten er hat, wie er sich ernährt und verdaut, welchen Beruf er ausübt, wie seine familiäre Situation ist, wie hoch die Bereitschaft ist zu einer regelmäßigen Yoga-Praxis und wie er spirituell ausgerichtet ist. Ein Yoga-Programm sollte darüber hinaus auch der Tagesform angepasst werden. Wenn du achtsam wahrnimmst, spürst du, was dir gut tut und welche Übungen eher kontraproduktiv sind. Ein(e) Yogalehrer(in) sollte in der Lage sein, auf jeden Menschen individuell einzugehen. So können Anpassungen für Körper, Atem und Geist angeboten werden, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Dies entwickelt tiefes Vertrauen in der Beziehung zwischen Lehrer(in) und Schüler(in). Und jetzt verrate ich dir, wie ich meine Ressourcen mit 3 einfachen Tricks besser kennen gelernt habe:
Trick Nr. 1: Bewegung in und aus der Haltung
Je nach körperlichen Beschwerden kann es Sinn machen, sowohl beim Hineingehen in die Übung als auch beim Herausgehen aus der Übung eine Anpassung vorzunehmen, damit keine zusätzliche Spannung entsteht. Wenn du beispielsweise einen sehr verspannten Nacken hast, ist es beim Hinein- und Hinausgehen in die stehende Vorbeuge vorteilhaft, den Nacken lang zu halten und eine Nackenstauchung zu vermeiden.
Trick Nr. 2: Form der Haltung
Es geht nicht darum, etwas nachzumachen, sondern die eigene passende Form der Übung im Jetzt zu entdecken. Du nimmst deine Haltung bewusst wahr und spürst, was gut für dich ist und in welchen Körperbereichen es noch mehr Muskulatur oder Flexibilität braucht. Für jede Übung gibt es unzählige Alternativen und Anpassungsmöglichkeiten. Fördere deine Eigenwahrnehmung und -verantwortung und öffne dich für individuelle Anpassungen.
Trick Nr. 3: Intensität der Übung
Du bestimmst die Intensität der Übung! Wenn die Kraft noch fehlt oder Schmerzen
spürbar sind, gehst du nur so weit in die Haltung hinein, bis du dich ausreichend
gefordert fühlst. Als YogalehrerIn solltest du das Fingerspitzengefühl entwickeln,
deine Schülerinnen und Schüler weder zu extrem zu pushen, noch sie
zurückzuhalten beim Üben.
Nach dem Verständnis von Ayur-Yoga soll Yoga in erster Linie Menschen
miteinander verbinden, um Harmonie und Frieden zu fördern für ein
verantwortungsvolles Miteinander. Dies beginnt stets bei uns selbst und erfordert
jederzeit eine neue Anpassung.
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Herzliche Grüße,
Julia Backhaus
Julia Backhaus - Yogalehrerin (BYV), Shiatsu Masseurin (BYV), Entspannungspädagogin (BTB), Thai Yoga Masseurin (Tobias Frank) sowie Ayur Yogatherapeutin nach Remo Rittiner. Sie gibt seit 2006 mit viel Enthusiasmus, Freude und Klarheit Yogakurse, Privatstunden, Workshops, Weiterbildungen, Massagen und Yogareisen.