Digitales Detox in Beruf und Alltag

Wie du es schaffst, einen Tag pro Woche nicht Sklave deines Smartphones zu sein

Dein Handy ist dein treuer Begleiter. Ein Leben „ohne“ scheint kaum noch vorstellbar zu sein. Es weckt dich am Morgen, es zeigt dir die Termine des Tages an, es erinnert dich an Geburtstage, du startest Videokonferenzen darüber und kommunizierst mit der Welt. Permanent schaust du, ob Nachrichten eingegangen sind, ob du auf eine Whatsapp antworten musst oder ob es bei Facebook, Instagram oder LinkedIn was Neues gibt. Wenn du das Handy versehentlich irgendwo liegen gelassen hast, wirst du nervös und tust alles, um es schnellstmöglich zurück zu bekommen.

Fühlst du dich ertappt?
Mal ganz ehrlich, wann hattest du dein Handy zuletzt einen ganzen Tag aus? Erinnerst du dich noch an „früher“, als du nicht ständig erreichbar warst und dich auch nicht immer mitteilen konntest? Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass ihr Smartphone unentbehrlich geworden ist: Sie nutzen es exzessiv trotz negativer Konsequenzen. Menschen schlafen zum Beispiel schlechter, wenn sie abends noch auf dem Gerät „rumdaddeln“ und dennoch tun sie ist. Es ist ihnen entweder egal, ihnen ist es nicht bewusst oder es fehlt die Motivation oder Alternative; oft ist es reiner Zeitvertreib gepaart mit dem Gefühl, etwas zu verpassen. Wenn sie es verlegt haben, entsteht Unruhe und Nervosität oder es kommt sogar zu Schweißausbrüchen. Manche Menschen spüren zwar die Abhängigkeit und die immer häufigere Nutzung , Einschränkungsversuche bleiben jedoch erfolglos. Die enge Bindung zum Gerät ist intensiv und ersetzt zum Teil echte, soziale Kontakte. Das Handy bestimmt den Tag und die Nacht und beherrscht den Menschen.

Wenn Freizeitaktivitäten nachlassen
Spätestens wenn das Interesse an Freizeitaktivitäten nachlässt, sollten wir darüber nachdenken, digitales Detox, wörtlich übersetzt „den Finger entgiften“, einzuführen. Aber wie genau kann das ablaufen und was muss ich beachten?

Finde dein Warum!
Zunächst solltest du dir überlegen, WARUM du dein Handyverhalten verändern möchtest. Dein „Warum“ wird zukünftig dein Motor sein, die Disziplin für den Verzicht aufzubringen.

Dein Warum kann sein, dass du

  • – körperliche Schulter- und Nackenverspannungen reduzieren möchtest.
  • – mehr Zeit mit deinen Kindern, Freunden und Kunden verbringen möchtest.
  • – besser ein- und durchschlafen möchtest.
  • – effizienter und zielorientierter arbeiten möchtest.
  • – deine Augen schonen möchtest.

Die Liste könnte noch fortgeführt werden. Ich bin mir sicher, dass du dein eigenes „Warum“ bereits kennst und dich meine Vorschläge inspiriert haben.

Entscheide dich jetzt ganz bewusst, was du genau ändern möchtest!

Beispiele:
„Ich entscheide mich, mein Handy nachts auszuschalten, um der Strahlung beim Schlafen nicht ausgesetzt zu sein“.
„Ich entscheide mich, das Handy immer erst nach dem Frühstück zu nutzen“.
„Ich entscheide mich, mein Handy von montags abends bis mittwochs morgens in den Flugmodus zu schalten“.
„Ich entscheide mich, das Handy nur drei Mal am Tag für 1 Stunde zu nutzen“.

Formuliere jetzt deine Entscheidung und schreibe sie auf! Nimm dir 5 Minuten oder länger dafür zum Überlegen.

Willst du wissen, wie es bei mir zum digitalen Fasten kam?

Vor 5 Jahren fiel mir auf, dass ich mein Handy zu häufig nutze. Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit einem guten Jahr ein Smartphone, davor hatte ich mich weitestgehend über Festnetz oder E-Mail ausgetauscht. Es kribbelte in meinen Armen, ich hatte Schulterverspannungen und konnte schlechter ein- und durchschlafen. Der Weg vom Erkennen bis zur Umsetzung war bei mir nicht weit. Ich überlegte, was ich ändern kann. Mir kam intuitiv der Gedanke, dass ich mich einen Tag pro Woche nicht digital austauschen möchte. Ich entschied mich für den Dienstag und nahm mir vor, dass ich das Handy von Montag Abend bis Mittwoch Morgen nach dem Tee in den Flugmodus schalte. Nachdem ich mein Kind zur Kita gebracht hatte, übte ich ein bis zwei Stunden Yoga zusätzlich zu meinem Morgenprogramm. Das tat sehr gut und machte den Dienstag zu einem besonderen Tag. Ich nahm mir Zeit für mich! Das klappte nicht immer, aber alleine die Tatsache, dass ich keine Möglichkeit hatte mich auszutauschen, führte zu mehr kreativen Gedanken. Ich entwickelte neue Geschäftsideen!

Bei dir funktioniert das nicht?
Wenn du jetzt denkst, dass das bei dir aus unterschiedlichen Gründen nicht geht, dann liegst du falsch. Ich hatte auch Herausforderungen zu meistern und musste lernen, für andere Menschen mitzudenken. Heutzutage ist es schon fast normal, dass man sich kurz vor einer Verabredung erkundigt, ob es beim geplanten Treffen bleibt. Deshalb gehe ich montags gedanklich alle Eventualitäten durch, die am Folgetag eintreten können. Wenn ich beispielsweise Yogatherapie gebe, schreibe ich meine Teilnehmer einen Tag vorher nochmal an, erinnere an den Termin und schreibe klar, dass mein Handy dienstags aus ist. Versucht der Kunde kurzfristig abzusagen, ist das mein Pech. Der digitale Fastentag ist mir so wichtig, dass ich es gerne in Kauf nehme, auch mal was zu verpassen. Grundsätzlich klappt das sehr gut und ich habe einen Tag Ruhe im Kopf und mein Körper entspannt sich.

Disziplin und die Fähigkeit voraus zu schauen
Es erfordert eine große Portion Disziplin, den Plan einzuhalten. Ich erwische mich immer noch dabei, dass es mir gelegentlich schwer fällt, das Smartphone montags in den Flugmodus zu schalten. Aber in der Regel freue ich mich drauf, weil ich das gute Gefühl während und nach dem digitalen Detox so sehr genieße. Mein Dienstag verläuft ganz anders als die übrigen Wochentage. Ich konzentriere mich aufs Wesentliche, es gibt nichts mitzuteilen und ich muss auch auf Nichts reagieren- herrlich! Es bleibt so viel Zeit übrig für all meine Projekte. Der Dienstag ist ein Tag zum Sammeln, Sortieren und kreativ sein geworden.

Keine Regel ohne Ausnahme
Ein bis zweimal im Jahr bleibt mein Handy dienstags an. Wenn zum Beispiel ein Flug geplant ist, möchte ich für meine Lieben zu Hause erreichbar sein und Bescheid geben, dass ich gut gelandet bin. Aber grundsätzlich bleibt es bei solchen oder ähnlichen Ausnahmen. Entscheidend ist, dass du dein Ritual immer wieder überprüfst, deinem Leben anpasst und flexibel bist. So habe ich beispielsweise mit zunehmender Anfrage von Privatstunden gemerkt, dass ich auch dienstags per E-Mail erreichbar sein möchte. Die eingehenden Nachrichten beantworte ich dann einmal pro Tag über mein Tablet oder den PC. Die Vereinbarung mit mir selbst ist mir sehr wichtig. Ich gestalte sie so, dass sie vereinbar ist mit meinem Yoga-Business und meiner Familie mit Kindern.

Am Tag danach
Wenn ich das Handy dann mittwochs bewusst einschalte, habe ich meistens einiges zu erledigen. Es ist spannend, dass ich mein Handy für mindestens zwei bis drei Tage deutlich bewusster und reduzierter nutze. „Digitales Detox“ ist eine Lebenseinstellung. Für mich gehört es neben der Meditation zur aktiven Geistpflege dazu. Die kleine Auszeit wirkt befreiend auf allen Ebenen. Ich möchte nicht abhängig sein von einem Gerät.

Gönne dir die Auszeit und sei geduldig!
Trau dich und finde deine eigene kleine oder große digitale Auszeit. Sei kreativ in der Gestaltung und gib nicht auf, wenn mal was nicht sofort klappt. Auch das Umfeld muss sich erst daran gewöhnen. Bei mir hat das etwa ein Jahr gedauert. Auch wenn dein Smartphone zum Job gehört: Wenn du dir bewusst machst, was du brauchst und wie du dir dein Leben konkret vorstellst, dann wirst du eine Lösung finden. Sorge für dich und gönn dir mehr Lebensqualität durch weniger „daddeln“ am Smartphone. Du wirst recht bald spüren, dass dich dein neues Ritual aus der Stressfalle raus holt: Weniger Zeit- und Leistungsdruck, dafür mehr Raum für positive Gefühle wie Freude, Liebe, Dankbarkeit und Entspannung. Die Pausen sind Urlaub für die Seele. Körper und Geist kommen in den Regenerationsmodus. Dabei nehmen nachweislich Stresshormone ab und das Immunsystem fährt hoch. Dein Energielevel steigt und du bist insgesamt zufriedener!

Hast du dich schon für deine Auszeit entschieden?

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Bleib entspannt.
Deine Julia

P.S.: Du verpasst langfristig wirklich nichts durch deine selbst bestimmten Auszeiten. Und in deinem Job bist du dadurch tatsächlich noch leistungsstärker und effizienter. Ich schreibe aus Erfahrung.

Über mich

ausgebildet als Yogalehrerin (BYV), Ayur Yogatherapeutin nach Remo Rittiner, Thaiyoga- und Shiatsu- Masseurin, Dozentin, Buchautorin.

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Diese Übungen haben schon vielen meiner Teilnehmer geholfen, mehr Gelassenheit und Entspannung zu erfahren.